In Memoriam Ken Saro-Wiwa
Vor zehn Jahren, am Morgen des 10. November, 1995, wurden neun Männer - Baribor Bera, Saturday Dobee, Nordu Eawo, Daniel Gbokoo, Barinem Kiobel, John Kpuinen, Paul Levura, Felix Nuate and Ken Saro-Wiwa – im Hof des Gefängnisses von Port Harcourt, Nigeria, hingerichtet. Der berühmteste von ihnen war Ken Saro-Wiwa, ein nigerianischer Aktivist und Umweltschützer, der sich gegen die Ausbeutung von Nigerias Rohöl durch britische Konzerne wie Shell wehrte.Saro-Wiwa begann im Jahre 1990 sich für eine Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen in ölproduzierenden Bundesstaaten im Niger Delta einzusetzen. Dabei konzentrierte er sich besonders auf seine Heimat, Ogoni. Er rief eine gewaltlose Bewegung ins Leben, der es um soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz ging. Als Aktivist beschuldigte er die Ölkonzerne und die nigerianische Regierung, einen Umweltkrieg gegen die Ogoni zu führen und so den Völkermord der Ogoni herbeizuführen. Seine Bemühungen waren vorerst so erfolgreich, dass im Jahre 1993 der Ölkonzern Shell aus Ogoni abzog, doch das sollte ihm später das Leben kosten. Noch im gleichen Jahr nämlich kam Shell zurück – aber diesmal unter dem Schutz des nigerianischen Militärs. Als die Bevölkerung friedlichen Wiederstand gegen den Bau einer weiteren Erdölleitung leistete, wurde diese mit Gewalt vom Militär niedergeworfen.
Von Juli 1993 bis April 1994 kam es zu einigen Konflikten zwischen den Ogoni und ihren Nachbarn. Spätere Untersuchungen haben gezeigt (zum Beispiel wurden von den Gegnern sehr hochentwickelte Waffen verwendet, die sie ohne militärische Unterstützung nicht bekommen hätten können), dass diese sogenannten „ethnischen Konflikte“ von der Regierung iniziiert wurden, um schließlich im April 1994 militärisch einzugreifen – unter dem Vorwand die Ordnung wieder herzustellen, doch tatsächlich wollte man das Land und die Bevölkerung Ogoni zerstören. Am 21. Mai, 1994, wurden vier konservative Ogoni-Führer ermordet, angeblich von Jugendlichen. Ken Saro-Wiwa und einige seiner Anhänger wurden daraufhin der Beteilung an den Morden beschuldigt und verhaftet. Am Tage nach der Ermordung stürmte eine Militäreinheit unter dem Kommando von Leutnant Col Okuntimo das Ogoniland und überfiel und verbrannte die Dörfer. Tausende Bewohner suchten Schutz im Busch, Hunderte wurden festgehalten und gefoltert. Viele Ogoni starben in den darauffolgenden Wochen.
Ken Saro-Wiwa wurde acht Monate ohne offizielle Anklage festgehalten. Schließlich kamen er und die anderen Gefangenen vor ein Spezialtribunal, das allerdings von der Militärregierung zusammengestellt wurde. Während sie in Haft waren wurde ihnen immer wieder verboten, mit einem Anwalt oder mit ihren Familien zu sprechen. Auch bekamen sie keine medizinische Versorgung. Obwohl international Zweifel und Proteste gegen die Fairness des Tribunals laut wurden, wurden Ken Saro-Wiwa und die anderen Ogoni am 31. Oktober, 1995 zum Tode verurteilt und schließlich am 10. November desselben Jahres – unter Proteste der internationalen Gemeinschaft – brutal hingerichtet.
Heuer sind es nun 10 Jahre seit dieser Hinrichtung, und Ken Saro-Wiwas Sohn Ken Wiwa setzt den Kampf seines Vaters gegen die Umweltverschmutzung verursacht von Ölkonzernen wie Shell im Niger-Delta fort. Dort hat sich die Situation seit Saro-Wiwas Tod leider nicht verbessert. Umweltzerstörung, Armut und die wachsende Instabilität sind an der Tagesordnung. Ständig sieht man brennende Erdölfelder, was auf die schlechten Zustände der Erdölleitungen zurückzuführen ist. Shell übernimmt keine Verantwortung für diese schreckliche Umweltverschmutzung und sieht sich daher auch nicht gezwungen, den Schaden zu beheben. Und das zu einer Zeit, in der des Erdöls wegen Kriege geführt werden, was die Rohölpreise in die Höhe treibt wie noch nie, in einer Zeit, in der der Klimawandel immer offensichtlicher wird, während die Eingeborenen in sogenannten „Entwicklungsländern“ nicht nur um ihr tägliches Überleben kämpfen, sondern auch ihr Land vor Ausbeutung der sogenannten „entwickelten Länder“ schützen müssen.
Näheres erfahren Sie unter:
http://www.unpo.org/
http://www.priceofoil.org/oilchange/
http://www.democracynow.org/















